Weihnachten in Deutschland – Religion, Brauchtum und Familie

Von | November 21, 2015

weihnachten-in-deutschlandWährend Weihnachten für die einen mit Ferien, Familienglück und strahlenden Kinderaugen die schönste Zeit des Jahres ist und sehnsüchtig erwartet wird, bedeutet das Fest für andere hauptsächlich Stress und extra Aufwand. Bei gläubigen Christen stehen die religiösen Bräuche um die Geburt Jesus im Vordergrund, bei anderen liegt der Fokus auf den kommerziellen Aspekten und wiederum andere legen Wert auf die Zusammenkunft von Freunden und Verwandtschaft. Jede Familie hat ihre eigenen Traditionen und Weihnachtsbräuche, jeder verbindet seine ganz persönliche Erfahrung und Geschichte mit dem Weihnachtsfest. Ein Grund nachzuforschen, wie in Deutschland Weihnachten gefeiert wird.

Laut einer Umfrage „Was die Deutschen mit Weihnachten verbinden“ antworteten über drei Viertel aller Deutschen, dass das wichtigste Symbol für Weihnachten der feierlich geschmückte Tannenbaum sei. Damit schlägt der ursprünglich heidnische Brauch, der seine Wurzeln angeblich bereits vor etwa 400 Jahren hatte, sämtliche religiösen Hintergründe in der Beliebtheitsskala um Längen. Die immergrünen Nadelzweige des Tannenbaums symbolisieren die Lebenskraft, sollten ursprünglich böse Wintergeister vertreiben und den Menschen Hoffnung geben, dass der lange Winter bald überstanden sei und der Frühling wieder Leben und Wachstum bringt. Unter dem Baum steht bei den meisten auch die Krippe, in der mit kleinen Figuren die Weihnachtsgeschichte nachgestellt wird.

Die Geburt Jesu Christi spielt heutzutage für nur etwa 40 Prozent der Befragten eine bedeutende Rolle, etwa ein Drittel der Deutschen nimmt an einem Kirchgang teil. Statt der kirchlichen Riten spielen die familiären Traditionen für drei Viertel der befragten Deutschen die wichtigste Rolle. Die Geschenkübergabe und die Zeit mit der Familie werden als bedeutungsvollste Bestandteile des Weihnachtsfests genannt, gefolgt von gutem Essen, Gemütlichkeit und Verwandtschaftsbesuchen. Stress und Harmonie wurden erstaunlicherweise von etwas mehr als einem Drittel der Deutschen als gleichberechtigte Gegenpole des Weihnachtsfests angegeben. Etwa ein Fünftel empfindet die weihnachtlichen Bräuche als zu kitschig. Und, entgegen aller Unkenrufe, haben nur fünf bis sieben Prozent der Befragten Angst vor Familienstreit oder fühlen sich einsam.

Die liebsten Beschäftigungen am Weihnachtsabend und den Feiertagen haben deshalb auch laut einer weiteren Studie „Welche Dinge zu Weihnachten wichtig sind“ mit der Familie zu tun und finden zuhause, bei Freunden oder Verwandten statt. Der Baum und das Heim werden geschmückt, es werden Plätzchen gebacken, zusammen Weihnachtsmusik gehört und feierlich im Kreise der Lieben gespeist. Ein in vielen Familien bevorzugtes Essen ist die Weihnachtsgans, auch Wild oder andere Bratenvarianten sind beliebt. Besonders bei Familien mit Kindern, für die ein ausgiebiges Festmahl angesichts der bevorstehenden Geschenkübergabe zur Tortur werden kann, sind Würstchen mit Kartoffelsalat eine weit verbreitete Variante. Über die gesamte Weihnachtszeit werden dazu Unmengen von Christstollen, Lebkuchen und Spekulatius vertilgt.

Der Deutschen liebstes Weihnachtslied ist übrigens „Stille Nacht, heilige Nacht“. Obwohl der Tannenbaum in fast jedem Wohnzimmer steht, wurde „Oh Tannenbaum“ als Lieblingsweihnachtslied von nur knapp drei Prozent der Befragten angegeben. Schnee gehört für viele Deutsche übrigens zum perfekten Weihnachten auch dazu, was Platz 2 „Leise rieselt der Schnee“ des Weihnachtslieder-Rankings erklärt, gefolgt von Platz 3 „Fröhliche Weihnacht überall“.

Ob das Christkind oder der Weihnachtsmann die Geschenke bringt, darüber gibt es keine Einigkeit. Es werden beide Varianten zelebriert. Die Erfindung des Christkinds geht auf Martin Luther zurück, der damit den heiligen Nikolaus als Geschenkbringer ablöste. Hier gibt es also auch in Deutschland traditionelle Schnittmengen von Nikolaus, Weihnachtsmann und Christkind – nicht nur der amerikanische Weihnachtsmann alleine ist also verantwortlich für die Uneinigkeit. Allen gemein ist aber wieder, dass die Geschenke in Deutschland am 24. Dezember, dem Heiligabend, unter den Baum gelegt werden. Der Geist der Nächstenliebe zeigt sich übrigens in einer erfreulichen Tatsache: Ein Viertel der Deutschen freut sich darauf, Geschenke zu übergeben. Lediglich acht Prozent gaben es hingegen als wichtig an, Geschenke zu bekommen. Weiterhin erstaunlich ist, dass nur einer von hundert Deutschen den Weihnachtsabend noch in Kneipen oder Clubs ausklingen lassen möchte. Der Discobesuch landet weit abgeschlagen auf dem letzten Platz.

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